Vereint für den Frieden

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Es droht eine neue globale Konfrontation. Die internationale Ordnung liegt in Trümmern. Die Großmächte untergraben langfristig die zu geltenden Vertragsregeln durch Zweckinterpretationen, durch Missachtung von Prinzipien einer friedlichen Koexistenz und durch eine rücksichtslose militärische Aggression. Als Folge gibt es Chaos, Heuchelei und Willkür in internationalen Beziehungen. Einen Schuldigen zu suchen für die aktuelle Situation, in der wir uns nach den letzten 25 Jahren befinden, hilft wenig. Schuld sind wir alle. Alle sind wir uns in einer Sache einig: wir wollen Frieden. Nicht alle streben wir jedoch aktiv nach dem Frieden. Deswegen halten wir für notwendig den eskalierenden Militarismus, Gewalt und Hass zu stoppen, anstelle davon möchten wir uns zu der Tradition von Humanismus, Frieden und Gewaltfreiheit bekennen und alle Menschen guten Willens auffordern, gemeinsam solche Maßnahmen zu treffen und durchzusetzen, die die Friedenskultur, Zusammenarbeit und Sicherheit für alle bringen würden.

Wir halten für einen riesigen Fehler, dass sich die internationale Kommunität von den Grundsätzen der Pariser Charta für ein neues Europa abwandte, die am Gipfeltreffen im November 1990 beschlossen wurde. Darin wurden sich alle europäischen Staaten, aber auch die USA, die Sowjetunion und Kanada einig, dass die Sicherheit unteilbar ist und dass es nicht möglich ist, die Sicherheit von einen zu Lasten anderer zu verstärken. Daher halten wir die Bildung exklusiver militärischer Blöcke, die die Aufrüstung und Konfrontation steigern, für überwunden und gefährlich. Es ist die höchste Zeit zu den Idealen zurückzukehren, dank denen die ideologische Rivalität zweier Supermächte beendet wurde. Es ist die höchste Zeit die verantwortlichen Vertreter der Parteien, Staaten und internationaler Organisationen aufzufordern, eine neue Weltordnung zu suchen, die den heutigen Bedürfnissen und Erfahrungen entsprechen und die die gleiche Sicherheit für alle garantieren würde. Diese neue Weltordnung muss alle Völker auch zur gemeinsamen Arbeit zugunsten der Stärkung des globalen Friedens, der Zusammenarbeit und der Gerechtigkeit verpflichten. Es ist eure Pflicht gegenüber allen friedliebenden Menschen!

Bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, in der Atmosphäre einer Euphorie, die nach einer sechsjährigen Agonie der Menschheit kam,  warnten  Albert Einstein, Bertrand Russell und Thomas Mann die internationale Kommunität, dass es nicht reicht, den Krieg nur durch Vertragsabkommen unter souveränen Staaten eliminieren zu wollen und dass falls keine nachdrücklicheren Schritte zur Friedenorganisierung unternommen werden, wird die UN-Charta nur zu einer tragischen Illusion. Die Weltleader konnten aber leider nichts Besseres vorschlagen, auch damals ging es nur um einen verzweifelten Versuch, der sich schon mehrmals als nutzlos zeigte. Die Souveränität der rivalisierenden Großmächte wirkt sich in den internationalen Beziehungen durch beträchtliche Willkür aus, das Völkerrecht wird im Endeffekt nur gegenüber den kleinen und schwachen Staaten angewandt. Die Interessen des Hegemonen spielen die wichtigste Rolle. All dies stört das höhere Prinzip der Regulierung von internationalen Beziehungen.

Wir wollen die Friedensbewegung auf ein höheres Niveau hervorheben. Wir wollen nicht nur Friedensverteidiger werden, wir wollen zu ihren Schöpfern werden. Entsprechend der UN-Deklaration über die Friedenskultur und Gewaltfreiheit aus dem Jahre 1999 wollen wir uns in dieser Zeit, als der Kriegsbrand schon entfacht wurde, nicht nur auf verzweifelte Proteste gegen Krieg beschränken. Die Kultur des Friedens und Gewaltfreiheit zu schaffen ist für uns die wichtigste Voraussetzung für eine friedliche Koexistenz aller Menschen auf der Welt.

Deswegen setzen wir durch:

  • der Glaube an die Stärke und die Machthuldigung muss durch Bildung im Bereich der Friedenskultur ersetzt werden
  • die Mentalität der Feindlichkeit muss durch Verständnis, Toleranz und Solidarität ersetzt werden
  • die autoritative Regierungsweise muss durch eine demokratische Anteilnahme aller Menschen ersetzt werden
  • die Politik der Geheimhaltung und Propaganda muss durch einen freien und allseitigen Informationsfluss ersetzt werden
  • der Druck zur Aufrüstungssteigerung muss durch Abrüstung ersetzt werden
  • der Missbrauch von Menschen muss durch die Entwicklung deren Menschenrechte ersetzt werden
  • die auf rücksichtslosem Gewinn basierende Wirtschaft muss durch soziale Gerechtigkeit und durch Respektierung der Bedürfnisse aller Menschen aufgrund des Gleichheitsprinzips ersetzt werden
  • die Plünderung der Natur muss durch die Philosophie eines nachhaltigen Lebens ersetzt werden.

Deswegen fordern wir alle Menschen guten Willens, auf ändern wir in diesem Sinne unsere politischen und gesellschaftlichen Prioritäten!:

  • Wir fordern die verantwortlichen politischen Vertreter auf, dass sie die Entstehung einer neuen Sicherheitsarchitektur vorschlagen, unterstützen und durchsetzen, die auch die Staaten miteinbezieht, die bisher als feindliche Staaten betrachtet wurden.
  • Wir fordern entsprechende Ministerien auf, dass sie in Realität konsequent die Prinzipien der UN-Deklaration über die Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit zur Geltung bringen, indem sie in die Lehrbücher die Ausbildung zu der Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit einführen und dass sie die auf diesen Grundsätzen basierende Politik unterstützen.
  • Wir fordern alle Wähler auf, dass sie nur solche Politiker unterstützen, die sich zu den in diesem Dokument erwähnten Friedensprinzipien bekennen und die sich verpflichten, diese Prinzipien zu respektieren und sie im realen Leben durchzusetzen.
  • Wir fordern die Vertreter von Kirchen, Nichtregierungsorganisationen sowie die Persönlichkeiten im kulturellen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Leben auf, dass sie aktiv friedliche Lösungen unterstützen, dass sie zu Friedensbotschaftern werden und sich für die Befreiung des menschlichen Geistes von der Neigung zur Gewalt einsetzen. Wir fordern sie zum Mut auf, dass sie die Meinungen der Minderheit über Empathie, Zusammengehörigkeit und Rationalität in der durch die Mehrheit geprägten Atmosphäre von Hass, Angst und Emotionen verteidigen.


Es ist nötig öffentlich zu sagen, dass es Politiker, Journalisten und Aktivisten gibt, die in der Gesellschaft Hass, Vorurteile und Phobien verbreiten, die manchmal bis über die Grenze des Chauvinismus hinaus gehen. Es gibt auch öffentliche Funktionäre, die jederzeit bereit sind den Krieg zu verteidigen, die Aufrüstung zu unterstützen und die Konfrontation zu bevorzugen. Wir halten für wichtig sich von solchen Menschen zu distanzieren. Mehr Waffen heißt weniger Vertrauen, mehr Soldaten heißt weniger Zusammenarbeit. Wir wünschen nicht, dass über unsere Länder militärische Konvois ziehen. Wir wünschen auch keine Militärstützpunkte in unseren Ländern. Wir wollen einen Staat, in dem Friedensinitiativen zur Welt kommen und wo Kultur, Wissenschaft und Bildung aufblühen. Wir wollen, dass das Mitteleuropa zu einer Freundschaftsbrücke wird und nicht zur Grenze der Konfrontation. Es soll die Gestalt von einer Friedenstaube haben und nicht zum Vasallen der Mächtigeren werden. Wir wollen eine gerechte Weltordnung, in der die Großmächte nicht wie Gangster und die Kleinstaaten wie ihre Prostituierten vorgehen würden. Wir wollen, dass die Menschen durch Gunstbeziehungen zusammengebunden werden und nicht aus beliebigen Gründen voneinander getrennt.

Der Krieg bedeutet eine Niederlage für alle. Er ist ein Versagen der menschlichen Vernunft, er ist die Unfähigkeit den anderen zu verstehen, er ist ein barbarischer Verzicht auf eine zivilisierte Lösung von Auseinandersetzungen. Krieg bedeutet eine Niederlage für den Gegner, Frieden heißt Sieg für alle. Die Kapitulation ohne Beseitigung der Konfliktursachen ist kein Frieden, sie wird  nur zu einem provisorischen Waffenstillstand, der in sich alle ungelösten Unrechte bis zum Ausbruch eines neuen Krieges beinhaltet. Wir wollen den Teufelskreis der Gewalt überwinden und Fundamente vom ewigen Frieden bauen. Wir sind nicht naiv, um Konflikte und Auseinandersetzungen zu übersehen, wir sind aber überzeugt, dass man die Lösung am Verhandlungstisch suchen soll und nicht auf dem Schlachtfeld. Ohne eine neue Sicherheitsarchitektur, die in den internationalen Beziehungen die Ungleichheit beseitigt, wird weder funktionelle Sicherheit noch nachhaltiger Frieden existieren. Am Anfang dieses Prozesses stehen keine technischen Experten, sondern fester Wille von friedliebenden Menschen. Darum ist es wichtig, dass geistlich und moralisch unabhängige Persönlichkeiten ihren Einfluss und Kräfte zur Verteidigung der Brüderlichkeit unter den Völkern zusammenlegen, zur Durchsetzung der Friedenskultur und zur Ablehnung des Kriegs als des abscheulichsten von allen Verbrechen.

Liste der Unterzeichneten

Alexander Ač, Umweltschützer, Forscher Akademie der Wissenschaften CZE (SVK)
Anton Baláž, Schriftsteller und Publizist (SVK)
Jozef Banáš, Schriftsteller (SVK)
Marián Bančej, Schriftsteller (SVK)
Rudolf Belan, Verleger (SVK)
Viera Benková, Schriftstellerin (Báčsky Petrovec, Serbien)
Vladimír Blaho, Theater- und Musikkritiker (SVK)
Václav Cílek, Geologe, Klimatologe und Philosoph (CZE)
Ján Čarnogurský, Rechtsanwalt, ehemaliger Regierungschef SVK (SVK)
Milan Daniel, Journalist (CZE)
Milan Dubček, Diplomat, Sohn von Alexander Dubček (SVK)
Vladimír Farkaš, Biochemiker (SVK)
Etela Farkašová, Philosophin und Schriftstellerin (SVK)
Milan Ftáčnik, Universitätslehrer, ehemaliger Schulwesenminister (SVK)
František Gahér, Philosoph, ehemaliger Rektor von Komenský-Universität (SVK)
Ivan Gašparovič, ehemaliger Präsident der Slowakei (SVK)
Radovan Geist, Politologe (SVK)
Vladimír Godár, Komponist (SVK)
Jozef Habánik, Rektor von Trenčianská Universität von Alexander Dubček (SVK)
Alexander Halvoník, Literaturkritiker und Schriftsteller (SVK)
Pavol Hammel, Sänger (SVK)
Martin Hekrdla, Journalist (CZE)
Jozef Heriban, Schriftsteller und Drehbuchautor (SVK)
Ivan Hoffman, Journalist, Liedermacher, Protagonist der Samtenen Revolution (CZE)
Marek Hrubec, Philosoph und Sozialwissenschaftler (CZE)
Anton Hykisch, Schriftsteller (SVK)
Eduard Chmelár, Historiker, Rektor Akademie der Medien (SVK)
Juraj Jakubisko, Regisseur (SVK)
Peter Jaroš, Schriftsteller (SVK)
Jan Kavan, ehemaliger Vorsitzender der UN-Generalversammlung und ehemaliger Außenminister (CZE)
Norbert Kelecsényi, akademischer Bildhauer (SVK)
Eva Kollárová, Direktorin des Instituts der russisch-slowakischen Kulturstudien PF KU (SVK)
Michal Kováč, ehemaliger Präsident der Slowakei (SVK)
Mária Kráľovičová, Schauspielerin (SVK)
Oskar Krejčí, Politologe, Prorektor der Hochschule für internationale und öffentliche Beziehungen (CZE)
Rudolf Kropil, Vorsitzender der Slowakischen Konferenz von Rektoren, Rektor TU von Zvolen (SVK)
Adriana Kučerová, Opernsängerin (SVK)
Peter Lipa, Sänger und Komponist (SVK)
Jozef Lysý, Politologe (SVK)
Albert Marenčin, Schriftsteller und Drehbuchautor (SVK)
Jozef Migaš, Diplomat, ehemaliger Vorsitzender des slowakischen Nationalrates (SVK)
František Novosád, Philosoph (SVK)
Karol Polák, Kommentator von Sportsendungen (SVK)
Michal Polák, Ökonom und Philosoph (SVK)
Miro Procházka, Regisseur (SVK)
Lenka Procházková, Schriftstellerin, Unterzeichnerin von Charta 77 (CZE)
Miroslav Prokeš, Umweltschützer (CZE)
Milan Rašla, Rektor der Hochschule der Künste (SVK)
Gabriela Rothmayerová, Schriftstellerin und Publizistin (SVK)
Silvia Ruppeldtová, Übersetzerin und Publizistin (SVK)
Ladislav Sabo, akademischer Bildhauer (SVK)
Tatiana Sedová, Philosophin (SVK)
Brigita Schmögnerová, Ökonomin, ehemalige Finanzministerin (SVK)
Rudolf Schuster, ehemaliger Präsident der Slowakei (SVK)
Vladimír Skalský, Vorsitzender des Weltverbands von Slowaken im Ausland (CZE)
Karel Srp, Vorsitzender von „Jazzsektion“ und ehemaliger politischer Häftling (CZE)
Ján Stena, Soziologe (SVK)
František Škvrnda, Sicherheitsexperte (SVK)
Ivan Štampach, Theologe und Publizist (CZE)
Ilona Švihlíková, Ökonomin (CZE)
Braňo Tichý, Bürgeraktivist (SVK)
Viktor Timura, Historiker und Schriftsteller (SVK)
Božidara Turzonovová, Schauspielerin (SVK)
Petr Uhl, Journalist, Unterzeichner von Charta 77 (CZE)
Terézia Ursínyová, Musikologin (SVK)
Ondrej Zimka, akademischer Maler (SVK)
Ondrej Zimka III., akademischer Bildhauer (SVK)
Milka Zimková, Schauspielerin und Schriftstellerin (SVK)
Milina Zimková, akademische Malerin (SVK)
Petr Žantovský, Hochschullehrer, Medienanalytiker (CZE)